IMIAD x FORBO | 3. Semester | Wintersemester 2022/23
Im Wintersemester 2022/23 bearbeitete das dritte IMIAD-Semester einen materialbasierten Möbelentwurf mit Fokus auf Linoleum. Das Projekt fand in Kooperation mit forbo flooring, einem Linoleumproduzenten, statt. Zum Auftakt besuchten wir im Rahmen einer Exkursion nach Amsterdam die Produktion in Assendelft.
Linoleum ist ein Material aus natürlichen Rohstoffen, das in erster Linie als Bodenbelag, oder aber als flächige Beschichtung von Tischoberflächen bekannt ist. Aber durch seine flexiblen und haptischen Eigenschaften bietet es weitere vielfältige Gestaltungsmerkmale und Funktionspotenziale. Studierende im 3. Semester des International Master of Interior-Architectural Design (IMIAD) entwickelten unterschiedliche Anwendungsszenarien über den bishierigen Einsatz hinaus.
Anschließend erforschten sie die funktionalen Eigenschaften und Potenziale von Boden-, Möbel- und Pinnwand-Linoleum durch praktische Experimente und eine methodische Herangehensweise im Rahmen eines Seminars mit der Materialforscherin Dr. Kerstin Mayer. Aufgabe im anknüpfenden materialbasierten Semesterentwurf war es, neue funktionale Einsatzbereiche zu entwickeln und ein Kleinmöbel oder Produkt der Wahl mit Linoleum zu entwerfen. Das Linoleum konnte mit neu entworfenen Elementen und einem zusätzlichen ökologisch sinnvollen Material kombiniert und ergänzt werden. Das Projekt wurde großzügig von Forbo unterstützt. Die Designmodelle im Maßstab 1:1 enstanden mit tatkräftiger Unterstützung des HFT-Werkstattteams, insbesondere Romano Bianchi, Willi Mauch und Holger Bitterberg, sowie begleitet durch Jürgen Aldinger. Anschließend wurden die Möbel von den Studierenden in einem Fotoworkshop mit Dipl.-Designer/ Fotograf Philip Kottlorz dokumentiert und vom 10.-12. März 2023 auf der BLICKFANG Designmesse, sowie vom 9.-12. Mai 2023 auf der INTERZUM Köln ausgestellt.
Der Semesterentwurf wurde betreut von Prof. Karsten Weigel, Dipl.-Des. Alexander Klein und Dipl.-Des. Melissa Acker.
System C von Lara Ronsiek-Niederbröker
Linoleum dient in seiner Ursprungsform als Bodenbelag zum Betreten mit Schuhen. Der Entwurf greift diesen Aspekt auf und schafft ein Schuhregal. Ein Gestell aus Buchenrundholzstäben bildet die konstruktive Grundlage. Aufgedoppelte Linoleumbahnen werden in eine C-Form gebogen und in Zwischenräume eingeschoben. Aussparungen in jeder Linoleumbahn stellen sicher, dass die Fachböden nicht verrutschen. Eine Abdeckplatte aus Buchenholz rundet das Möbel ab. Das Schuhregal ist der Ausgangspunkt für ein ganzes Regalsystem, das bis zu einer Höhe von 2m und einer Länge von 29,7m funktioniert. Die ästhetische Rückseite macht das Regal besonders als raumtrennendes Möbel attraktiv.
Jean von Claire Hermann
Basierend auf anfänglichen Experimenten mit Furniture Linoleum ist der Lounge Chair „Jean“ entstanden. Das Gestell besteht aus zwei unterschiedlich groß skalierten Multiplex-Bögen, während das Linoleum wie eine Welle über das Gestell fließt und die Sitzfläche ausbildet. Durch das Verkleben zweier Linoleumbahnen mit dem Trägermaterial entsteht eine sehr stabile und robuste Oberfläche. Diese wird mit Holzschrauben aus Messing und zugehörigen Rosetten am Gestell angebracht. Durch die Überbreite von 70 cm besteht auch die Möglichkeit bei Bedarf zu zweit auf dem Lounge Chair Platz zu nehmen oder einfach seine Taschen neben sich abzustellen.
Linolume von Annika Gottwald
Die von Jute befreite Rückseite des Pinnwandlinoleums zeigt ein interessantes, kariertes Pattern aus Rillen und Erhebungen. Durch die gerichtete Beleuchtung werden die Unebenheiten hervorgehoben und eine neue, ästhetische Nutzungsweise des Pinnwandlinoleums wird geschaffen. Die Leuchte „Linolume“ ist als Produktfamilie mit zwei Ausführungen geplant: die Tisch- und Leseleuchte wird ergänzt durch eine „große Schwester“ als Stehleuchte. Die kleine 2-in-1 Leuchte kann einfach durch eine einfache Drehung um 90 Grad von einer stehenden Tischleuchte zu einer liegenden Leseleuchte umgewandelt werden. Damit verändert sich die Richtung des Lichts und z.B. ein Buch kann ideal beleuchtet werden.
Dot Stool von Marco Krammer
Der „Dot Stool“ ist ein massiver Linoleum-Hocker für den Innenraum, entworfen in zwei Varianten aus Pinnwand-Linoleum, dem sog.
Bulletin Board. Mit 6mm ist Pinnwand-Linoleum das dickste Linoleum-Produkt von Forbo. Bislang wird es jedoch hauptsächlich zweidimensional eingesetzt. Der „Dot Stool“ untersucht die Möglichkeit einer dreidimensionalen Verwendung und zeigt Gestaltungsmöglichkeiten auf, wie ein homogenes Volumen entstehen kann. Der „Dot Stool“ besteht aus 76 verklebten Schichten Pinnwand-Linoleum, abgeschlossen durch einen mittig sitzenden Holzstab, welcher die einzelnen Schichten vor einer horizontalen Verschiebung sichert.
Våg von Hanna Leiber
„Våg“ ist ein modulares Regalsystem mit flexibel verschiebbaren und an den Raum anpassbaren Fachböden, das auch als Raumteiler eingesetzt werden kann. Nicht nur die Holz-Regalböden aus furnierten Dreischichtplatten bieten Ablageflächen, sondern auch die Linoleum-Schlaufen zwischen den Fachböden bieten eine Aufbewahrungsmöglichkeit für Zeitschriften. Das Linoleum ermöglicht gemeinsam mit in die hölzernen Querstreben eingelassenen Aluminium-T-Profilen die horizontale Flexibilität der Regalböden. Die konstruktiven Massivholz-Bügel bestehen aus heimischem Eschenholz aus der Bodenseeregion. Das präzise System kann auf verschiedene Regalgrößen angewendet werden.
Das Kleid von Muyang Wang
Linoleum ist sowohl flexibel als auch stabil. Die Möbelkollektion aus Bank und Hocker besteht ausschließlich aus Linoleum, um dessen Eigenschaften so gut wie möglich zu zeigen. Als Sitzfläche dient ein Verbund aus 5 aneinander geklebten Linoleum-Schichten. In der Vertikalen ist die Platte noch belastbarer, weshalb sogar ein dünnerer Linoleum-Verbund für die Konstruktion verwendet wurde. Die Möbel bestehen je aus zwei Grundformen: der Sitzfläche und den Beinen. Diese bestehen aus 3-4 gebogenen mehrschichtigen Linoleumflächen, an den Eckpunkten verbunden. Die Form der Beine und der schräge Rand der Sitzplatte sorgen für eine leichte und elegante Optik - und ähneln dadurch einem Kleid.
Boog von Julia Walter
„boog“ ist ein robuster Hocker im „All-Over-Lino-Look“, der durch seine flache, plane Oberseite auch als Beistelltisch genutzt werden kann. Das Konzept basiert auf Linoleum als Lagerware: Die Linoleum-Rolle ist eine kompakte Form des flächigen Materials und lässt sich in eine Richtung besonders gut biegen. Dies wurde konzeptionell auf drei zweilagige Linoleum-Bögen übertragen, welche freihängend in eine Unterkonstruktion aus Holz eingespannt sind. Die Bögen sind das prägende Element des Entwurfs und bieten gleichzeitig einen angenehmen Sitzkomfort. Möbelgleiter aus Bulletin Board schützen den Boden und erzeugen eine Schattenfuge, die den massiven Hocker schweben lässt.
Alba von Sophie Heyer
Inspiriert von organischen Formen, computergeneriertem Design und modernen Fertigungsmethoden, entstand „Alba“. Die vielseitige Tischleuchte lädt zu einer intuitiven Nutzung ein und besteht aus zwei Teilen: der Leuchte an sich und dem organisch geformten Fuß, der eine spielerische, freie Positionierung der Leuchte ermöglicht. Durch Dimmbarkeit lässt sich sowohl atmosphärisches, als auch funktionelles Licht kreieren. Hergestellt aus geschichtetem Pinnwandlinoleum, regt „Alba“ zum Ausprobieren und Anfassen an. Das Leuchtmittel ist akkubetrieben, der Fuß fungiert als induktive Ladestation und der Schalter reagiert auf Berührung.
Der Entwurf wurde im Rahmen des Wettbewerbs one & twenty 2023 (Shortlist) ausgezeichnet.
Weitere Entwürfe
Schaukelpferd rs von Sonja Matt, Bender von Peter Schäffer
Madarica Table von Lea Proß, Roll'n'Go von Anna Hertel