Insgesamt wurden für die vielseitigen Einreichungen zum Schwerpunkt »Entwürfe mit Gesellschaftskritik« drei Plätze und ein Jurypreis vergeben. Gratulation zu dieser Prämierung!
Inmitten des hektischen Treibens der Innenstadt Stuttgarts gehen persönliche Kontakte oft verloren. Anonymität scheint die Oberhand zu gewinnen. Wie oft kennt man seine Nachbarschaft? Gibt es überhaupt genug Raum, um eine Gemeinschaft zu bilden zu können und diese zu pflegen? Das Projekt »Ecken und Kanten« setzt genau dort an und fördert gemeinschaftliches Wohnen in der Innenstadt Stuttgarts.
An dem vernachlässigten Joseph-Süß-Oppenheim-Platz, hinter der belebten Königsstraße, befindet sich das bestehende Bürogebäude »Neue Brücke 08« aus der Nachkriegszeit. Um den tristen Hinterhofcharakter entgegenzuwirken, soll dieser Ort neu belebt werden. Wertvolle Aufenthaltsorte für gemeinschaftliches Wohnen entstehen und geben der Stuttgarter Innenstadt eine neue Qualität. Ein transparentes Gerüst wir über das Bestandsgebäude gesetzt und bietet Raum für Begegnung und Kommunikation. »Neue Brücke 08« bekommt eine zweite Hülle, die sich an die thermisch Bestehende fügt. Wesentliche Strukturen, sowie der Treppen- und Aufzugskern, die klassische Bandfassade und das Erdgeschoss bleiben erhalten. Der gesamte Entwurf orientiert sich an dem Rohbauraster des Skelettbaus, wodurch zwei Wohnungstypen entstehen mit je acht Wohnungen pro Geschoss.
»Ecken und Kanten« fördert Gemeinschaft, gewährleistet gleichzeitig private Rückzugsorte, die Raum für Individualität und persönliche Entfaltung bieten. Eine klare Zonierung zwischen öffentlichen, privaten und gemeinschaftsfördernden Bereichen ist dabei von entscheidender Bedeutung, um eine harmonische Atmosphäre im Haus zu schaffen. Im Zentrum des Gebäudes befinden sich gemeinschaftsfördernde Bereiche, in denen Aktivitäten wie gemeinsames Waschen, Kochen und Gemütliches Beisammensein stattfinden können. Durch Erker in den Laubengängen entstehen zudem Begegnungsorte, die den Bewohner*innen zusätzliche Möglichkeiten bieten, miteinander in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Im Dachgeschoss erwartet die Bewohner*innen eine grüne Oase, in der sie Licht, Luft und Sonne unter der Pergola des Gerüsts genießen können. Der Erdgeschossbereich wird zu einem Raum für Treffpunkte. Hier entsteht ein Gemeinschaftsprojekt, das der Öffentlichkeit zugänglich ist und durch Kreativräume und kleine Ausstellungsorte belebt wird.
Die Umnutzung bestehender Gebäude ist entscheidend für eine nachhaltige und qualitative Zukunft. In unseren Innenstädten gibt es zahlreiche vernachlässigte und vergessene Orte, die einer neuen Gestaltung und Belebung bedürfen. Mit »Ecken und Kanten« wird die Innenstadt Stuttgarts zu einem Ort, an dem das Leben und Wohnen Spaß macht und Nachbarschaftsgeschichten entstehen.
Text: Hannah Schick
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