Im Sommersemester entwarfen Studierende des zweiten Semesters im Bachelor-Studiengang Innenarchitektur digitale Umgebungen für VR-Erlebnisse zu herausragenden Werken des expressionistischen Films. Das Thema war: "Die dunkle Seite des Raums: Szenenbilder des deutschen Expressionismus im Film".
Prof. Andreas Kretzer zur Aufgabenstellung und zur studentischen Arbeit:
Auf eingehende Analysen von Handlung, Ausstattung, Licht, Kameraperspektiven und Bildaufbau folgten Entwürfe eigener Interpretationen der Filmwerke für eine Umsetzung als VR-Umgebung. Die Bearbeitung erfolgte zunächst mit analogen Handzeichnungen. Zur Semesterhalbzeit wurden die Entwürfe digital modelliert und weiter entwickelt. Gestalter:innen virtueller Räume können andere Möglichkeiten nutzen als beim Entwurf von Innenräumen oder Ausstellungen für eine Umsetzung mit realen Baumaterialien. In einem zunächst unbegrenzten Raum wirkt beispielsweise nicht zwingend die Gravitationskraft. Materialstärken oder Verbindungen können anders gedacht und interpretiert werden als in der wirklichen Baukonstruktion.
Florian Hörtigs Entwurf zum Stummfilm „Dr. Mabuse, der Spieler“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1922 eignet sich das Thema an und wagt eine sehr eigenständige Umsetzung. Schwebende Spielkarten, die als räumliche Objekte figurative Kartenwerte als Personen behausen, beschreiben geometrisch ein sphärisches Volumen mit einer mysteriösen Rauch-Wolke und einem Casino-Tisch als Portal an seinen Polen. Bemerkenswert ist die beispielhafte Arbeit mit dem Skizzenbuch als Instrument zur inhaltlichen Durchdringung und für die iterative Entwurfsarbeit bis zum Detail.
Bewertung von Christian Hein, Mitglied des Preisgerichts:
"Das eingereichte Skizzenbuch von Florian Hörtig hat die Jury in besonderer Weise überzeugt. Die Art der zeichnerischen Auseinandersetzung mit Anteilen aus seinem Studium, figürlichen Skizzen, Farb- und Formfindung und der Kombination mit anderen alltäglichen Dingen wie Eintrittskarten und Ähnlichem lässt ein collagenartiges Tagebuch entstehen, das nicht zuletzt durch seine glaubhafte Authentizität überzeugt.
Dieses Skizzenbuch erfüllt die Ansprüche des Preises und der Jury, weil die zeichnerische Auseinandersetzung in vielen Lebensbereichen nicht nur der Lösungsfindung und Formfindung von architektonischen Aufgaben dient, sondern auch Situationen des täglichen Lebens mit der Kraft der Freihandzeichnung als glaubhafte Notiz im Sinne eines Tagebuchs gelingen lässt.
Nur durch dieses umfängliche Trainieren von Freihandzeichnung – auch mit dem Belassen von weniger gelungenen Zeichnungen – kann ein gutes Werkzeug entstehen, um sich vor sich selbst und vor Anderen mitzuteilen."
Die honorierte Arbeit und alle weiteren Anerkennungen finden Sie auf der Webseite von RKW Architektur +
Wir gratulieren herzlich zu dieser herausragenden Leistung und Prämierung!