Bis vor kurzem bearbeitete Jörg Sommer-König seine Bachelor-Arbeit im Studiengang Vermessung und Geoinformatik und testete dabei verschiedene GNSS-Messmethoden für seinen Arbeitgeber, mit dem er einen Studienbegleitenden Bildungsvertrag abgeschlossen hat.
Das Studium wurde ihm dank des Studienbegleitenden Bildungsvertrags erleichtert – so war vor Allem die finanzielle Unterstützung, aber auch die zusätzliche Praxiserfahrung in der Arbeitsstelle eine Hilfe.
Sie bearbeiteten bis vor kurzem Ihre Bachelorarbeit – zu welchem Thema?
Das Thema lautet: Vergleich von GNSS-Verfahren in störender Umgebung auf einem eigenen Testfeld
Was war da genauer gesagt Ihre Aufgabe?
Ich untersuchte verschiedene GNSS-Messverfahren in einem Umfeld, welches den alltäglichen Bedingungen der amtlichen Vermessung im Schwarzwald entspricht. Der Schwarzwald ist geprägt von weitläufigen Wäldern und engen Tälern und Schluchten. Getestet wurden Verfahren wie die Messung mit Echtzeitkorrekturdaten verschiedener Dienste, Echtzeitkorrekturdaten einer eigenen Referenzstation und die Aufzeichnung von Rohdaten mit anschließendem Postprocessing.
Was gefiel Ihnen an dieser Abschlussarbeit?
Mir gefiel, dass ich mein Thema in Absprache mit dem Landratsamt Calw und der HFT Stuttgart selbst wählen und mich so damit beschäftigen konnte was mir an dem Beruf am besten gefällt: Der Abwechslung von Innen- und Außendienst.
Die Erstellung eines Messkonzepts, die Außendienstplanung und die Auswertung im Innendienst konnte ich nach eigenen Vorstellungen und Ideen verwirklichen -immer in weiterer Absprache mit der Abteilung Vermessung, LRA CW und meinem Betreuer von Seiten der Hochschule Prof. Dr. Paul Rawiel. Sollte ich mir bei etwas nicht sicher gewesen sein, konnte ich auf die Unterstützung von erfahrenen Kollegen und das Team des Studienbereichs Vermessung zurückgreifen.
Sie hatten gleichzeitig zu Ihrem Studium einen Studienbegleitenden Bildungsvertrag mit dem LRA Calw Abteilung Vermessung. Wie kam es zu diesem Vertrag?
Während der Ausbildung zum Vermessungstechniker im Landratsamt Calw, Abteilung Vermessung kam die Personalabteilung auf mich zu und fragte, ob Interesse am Studium und an einem Bildungsvertrag bestünde. Da ich für mich den richtigen Beruf bereits gefunden hatte und mich auch in der Abteilung wohlfühlte, habe ich mich dazu entschlossen meine Kenntnisse in der Vermessung weiter zu vertiefen und mich zum Studiengang Vermessung und Geoinformatik an der HFT Stuttgart einzuschreiben.
Welche Bedingungen sind vereinbart worden?
Für die Vorlesungszeiten und Prüfungstermine wurde ich von der Arbeit freigestellt. In den vorlesungsfreien Zeiten (Semesterferien) ging ich zur Arbeit aufs Amt. Dafür bekam ich jeden Monat eine feste Vergütung und hatte auch einen Urlaubsanspruch. Das Praxissemester und die Bachelorarbeit wurden beim Landratsamt Calw durchgeführt. Nach erfolgreichem Abschluss wurde mir ein Arbeitsvertrag als Angestellter oder der Vorbereitungsdienst zum gehobenen vermessungstechnischen Verwaltungsdienst angeboten. Sollte ich nach dem Studium nicht beim Landratsamt Calw bleiben, würde ein Teil der Vergütung zurückgefordert.
Wann / wie oft haben Sie während des Studiums gearbeitet?
Ich hatte in der Abteilung Vermessung des LRA Calw einen festen Arbeitsplatz und kam jede Semesterferien zum Arbeiten.
Welche Vorteile haben Sie durch diesen Studienbegleitenden Bildungsvertrag?
Ich sehe den studienbegleitenden Vertrag als große Chance schon während dem Studium in das Berufsleben zu starten. Die erlernten Fähigkeiten konnte ich in den Semesterferien praktisch anwenden. Außerdem musste ich mir während der Vorlesungs- und Prüfungszeiten keine Gedanken darüber machen wie ich meinen Lebensunterhalt finanziere. Ich verdiente mein Geld in den Semesterferien in dem Beruf, welchen ich auch nach dem Studium ausführen werde und nicht an einer Supermarktkasse oder als Ferienjobber am Fließband. Ein weiterer Vorteil ist, dass schon während des Studiums eine Perspektive für einen Arbeitsplatz als Absolvent gegeben wird.
Können im Studiengang Theorie und Praxiserfahrungen auch ohne Bildungsvertrag gesammelt werden?
Im Studiengang selbst finden einige praxisnahe Übungen statt. Höhepunkt dessen ist das integrierte Vermessungsprojekt. Über zwei Wochen geht der gesamte Studiengang z.B. in eine Jugendherberge und arbeitet gemeinsam an einem Vermessungsprojekt. Unterschiedliche Messmethoden wie beispielsweise GNSS-Messungen, Tachymetermessungen, Nivellements und Laserscanning kommen zum Einsatz.
Würden Sie den Studiengang wieder (auch ohne Bildungsvertrag) studieren?
Durch den pandemiebedingten Engpass an Neben- und Ferienjobs hätte ich nicht gewusst wie ich mein gesamtes Studium finanzieren sollte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Studienkredit aufgenommen hätte. Mit einem studienbegleitenden Bildungsvertrag würde ich alles genau so noch einmal machen.
Was war Ihr spannendstes / schönstes Erlebnis während Ihres Studiums / Ihrer Abschlussarbeit?
Mein schönstes Erlebnis war, dass mir die Bachelorarbeit „in Eigenregie“ von der Abteilung Vermessung des Landratsamtes Calw und von Seiten der Hochschule zugetraut wurde und das obwohl es die erste Bachelorarbeit in der Abteilung war. Die Planung und Durchführung der Vermessung konnte ich nach eigenen Vorstellungen in großem Maße mitgestalten. Durch regelmäßige Gespräche mit meinem Betreuer in der Abteilung und mit Prof. Rawiel wurde gewährleistet, dass das Vorhaben gelingt.
Drinnen und draußen arbeiten, studieren und arbeiten – Jörg Sommer König konnte all das bei seinem Vermessungs- und Geoinformatik-Studium mit Studienbegleitendem Bildungsvertrag kombinieren. Das Bild zeigt ihn bei der Suche nach Waldgrenzsteinen während seines Praxissemesters.