Die Erde! Sie ist der Arbeitsplatz von Ingenieurinnen und Ingenieuren der Vermessung und Geoinformatik oder kurz „Geodäten“. Es ist ihre Aufgabe, die Welt in 3D zu erfassen, zu kartieren und zu visualisieren.
So vielfältig unsere Erde ist, so umfassend sind auch die Einsatzgebiete von Geoinformatikingenieurinnen und Vermessungsingenieuren.

Die Erstellung von Bauwerken, maßgenauen Produkten, sowie von Navigations- und Geoinformationssystemen wird durch sie ermöglicht. Sie liefern die (geometrische) Grundlage für das Management von Grundstücken, sowie von Ver- und Entsorgungsnetzen. Die intelligenten Karten Ihrer Geoinformationssysteme werden für politische- und firmenstrategische Entscheidungen verwendet.

In der folgenden Zusammenstellung "Was macht ein Geoinformatikingenieur oder Vermessungsingenieur?" zeigt sich die extreme Vielfalt des Berufsbilds- welches oft auch unter dem Oberbegriff „Geodäsie“ zusammengefasst wird.

Zur Wahrnehmung der spannenden Aufgaben werden neben modernsten Messgeräten und Sensoren auch leistungsfähige Software verwendet.

42Mio

Zahl der Grenzpunkte in Baden-Württemberg

79%

der kommerziell genutzten Drohnen werden in der Vermessung verwendet. Quelle: VUL-Marktstudie von Drone Industry Insights Oktober 2018

Was macht ein Geoinformatikingenieur oder ein Vermessungsingenieur?

Ingenieurvermessung

Vermessung und Geoinformatik Messübung

Ingenieurvermessung

Vermessung für das Bauen komplexer Bauwerke wie Hochhäuser, Straßen, Gleise, Brücken und Tunnel.

Aufgaben hierbei sind die Bestandsaufnahme, die Planung, die Absteckung von Bauachsen und -Höhen, Deformations- und Kontrollmessungen, sowie Massenermittlung und Bauabrechnung. Weitere Aufgabengebiete sind die Fahrzeug- und Maschinenführung.

Für diese Messaufgaben werden technisch hoch entwickelte und präzise Geräte wie Totalstationen, GNSS-(GPS-)Geräte, Laserscanner, Digitalnivelliere und UAV/Vermessungs-Drohnen eingesetzt.

Arbeitgeber: Ingenieurbüros, Baufirmen, Vermessungsabteilungen in Behörden, Industrie- und Verkehrsbetriebe.

Industrielle Messtechnik

Industrielle Messtechnik mit Streifenlicht-Projektions-System Atos

Industrielle Messtechnik

Vermessungen höchster Präzision im Anlagenbau, bei Überwachungsmessungen und in der Qualitätssicherung.

Ein spezielles Anwendungsgebiet der Ingenieurvermessung ist die Industrielle Messtechnik, bei der Vermessungen höchster Präzision im Anlagenbau (z.B. Positionierung von Großmaschinen) oder bei der Überwachung von Industrieanlagen (z.B. Kraftwerke) durchgeführt werden.

Zur Qualitätssicherung von produzierten Waren werden gefertigte Produkte mit Methoden der industriellen Messtechnik auf Ihre Maßhaltigkeit überprüft. Die gleichen Techniken werden auch zur Digitalisierung von Prototypmodellen - Reverse Engineering – verwendet.

Außer den im Themenbereich Ingenieurvermessung genannten Messgeräten kommen hier auch Laserinterferometer, Lasertracker, Triangulationslaser und Photogrammetrische Systeme zum Einsatz.

Arbeitgeber: Ingenieurbüros, Baufirmen, Industrie- und Verkehrsbetriebe.

Geoinformatik

Geoinformatik

Die Geoinformatik ermöglicht es raumbezogene Daten mit Sachdaten (z.B. Statistikdaten) zu verbinden. Daraus entstehen intelligente, digitale Karten und Geoinformationssysteme (GIS), die als Planungsgrundlagen, oft auch für politische und firmenstrategische Entscheidungen, dienen.

Eingesetzt werden sie: In der öffentlichen Verwaltung und Politik, in der Stadt- und Raumplanung, im Umweltschutz, im Gebäudemanagement (Facility Management), beim Betrieb und der Instandhaltung von Ver- und Entsorgungsnetzen

Hierfür sind die Strukturierung, Speicherung, Verwaltung und Verarbeitung von raumbezogenen Daten notwendig. Die Anwendung und Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechniken (Geodaten-Management) gehört ebenfalls dazu. In der Bevölkerung bekannte, populäre Anwendungen der Geoinformatik sind beispielsweise Routenplaner, GoogleMaps, GoogleEarth und BingMaps.

Für diese Aufgaben stehen zahlreiche, leistungsstarke Softwarepakete zur Verfügung, welche zusammen mit der gängigen Computertechnologie eingesetzt werden. Außerdem werden auch Mobile Geräte (Tablets, Smartphones, usw. ), Internettechnologien und KI eingesetzt.

Arbeitgeber: Anwender von Geoinformationssystemen, Ver- und Entsorgungsunternehmen, Stadtplanungsämter, Verwaltung, Vermessungsbüros, Softwarehäuser.

Photogrammetrie und Fernerkundung

Luftbild

Photogrammetrie und Fernerkundung

Bei der Photogrammetrie und Fernerkundung werden Objekte (Erdoberfläche, Bauwerke, hergestellte Produkte, usw.) mit Hilfe von Bildern, Luft- und Satellitenbildern aber auch Laserscandaten dreidimensional erfasst.

Aus diesen Messungen lassen sich Karten, sowie 2D und 3D-Modelle erstellen (Eine in der Bevölkerung bekannte Anwendung solcher Daten für "Alle" ist GoogleEarth). Damit können 3D-Informationssysteme und Vegetationsanalysen erstellt werden, aber auch Qualitätskontrollen in der Industrie durchgeführt werden.

Arbeitgeber: Photogrammetriefirmen, Umweltschutzbehörden, Vermessungs- und Flurneuordnungsverwaltungen, Industriebetriebe.

(Quelle Luftbild: Trimble GmbH)

Landmanagement

Grenzpunkt

Landmanagement

Das Landmanagement umfasst verschiedene Prozesse und Instrumente zur nachhaltigen Entwicklung und Ordnung des Raumes.

Dazu gehören neben der Raumentwicklung und kommunalen Bauleitplanung die Neuordnung von Grundstücken sowie die Bewertung von Immobilien. Weiterhin ist es Aufgabe des Landmanagements Eigentumsgrenzen entsprechend festzulegen und die Erdoberfläche in (amtlichen) Karten und Plänen abzubilden. Diese dienen sowohl als Grundlage für formelle als auch informelle Planungs- und Entwicklungsmaßnahmen im städtischen und ländlichen Raum. Bei allen Handlungsfeldern des Landmanagements steht ein nachhaltiger und schonender Umgang mit der endlichen Ressource „Boden“ im Vordergrund.

Arbeitgeber: Öffentlich bestellte Vermessungsingenieure (ÖBVI), Vermessungs- und Flurneuordnungsabteilungen der Landratsämter.

Grundlagen-Geodäsie

Geoid

Grundlagen-Geodäsie

Die Grundlagen-Geodäsie befasst sich mit der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche, sowie der Bestimmung der physikalischen Erdgestalt (Geoid) mit Hilfe von Schwerefeldmessungen.

Außerdem werden Koordinatenbezugssysteme bestimmt und festgelegt, sowie praktische Rechenwege zur Schaffung des Raumbezugs von Geodaten wie beispielsweise GNSS-(GPS-) Messungen geschaffen.

Arbeitgeber: Landesvermessungsämter, Forschungsinstitute, Hochschulen.

Software- und Geräteentwicklung, Maschinensteuerung

Maschinensteuerungs-Sensoren an einem Modellbagger

Software- und Geräteentwicklung, Maschinensteuerung

Entwicklung von Software und Messgeräten für Geodäsie-Anwendungen und Steuerung von (Bau-)Maschinen.

Weitere Aufgaben sind der Test und der Vertrieb dieser Produkte, sowie deren Support und das Anbieten von Schulungen.


Arbeitgeber: Zahlreiche und oft weltweit agierende Softwarefirmen, Gerätehersteller, Baufirmen und Baumaschinenhersteller.

Hydrographische Vermessungen

Hydrographie Prinzipskizze Fächerecholot

Hydrographische Vermessungen

Die Hydrographische Vermessung beschäftigt sich mit der Feststellung der Umrisse, Ausmaße und Tiefen der gesamten Gewässer (Meere, Flüsse, Seen, Grundwasser).

Ebenso werden hierbei diese Gewässer beschrieben und in Karten darstellt.
Eingesetzt werden hierbei Echolote und Sonare sowie GPS- (GNSS-) Geräte zur Positionsbestimmung.


Arbeitgeber: Ingenieurbüros, Wasserschifffahrtsämter.

Sonderanwendungen

Vermessung und Geoinformatik Einsatz in der Polarfoschung

Sonderanwendungen

Da die Themenbereiche der Geodäsie zum einen sehr breit gefächert sind, und zum anderen häufig interdisziplinär eingesetzt werden, gibt es sehr viele Anwendungsbereiche die unter Sonderanwendungen zusammengefasst sind.

Es handelt sich dabei beispielsweise um die Konzeption spezieller Verfahren für besondere Einzelprojekte, Software-Entwicklung, Beratung, Vertrieb und Marketing und die Anwendung von Techniken der Geodäsie in Spezialgebieten.
Einige Beispiele sind im Folgenden Aufgeführt:

Archäologische Vermessungen

Anwendung von Ingenieurvermessung, Photogrammetrie und Fernerkundung, sowie Geoinformatik zur Aufmessung, Dokumentation und Analyse von Denkmälern, Ausgrabungsstätten usw.

Arbeitgeber: Forschungsinstitute, Archäologische Ämter, Denkmalämter.
 

Polarforschung / Klimaforschung

Mit Hilfe von Satellitenvermessungen, Photogrammetrie und Fernerkundung, werden bei Gletschern, und den Eismassen an den Polgebieten Veränderungen erfasst. Es wird dabei die Fließgeschwindigkeit und die Massenveränderung (Höhenabnahme) von Meereis und Gletschern bestimmt. Bei der Bestimmung des Zustands der Vegetation, der Ausbreitung von Wüsten, der Verlandung von Seen, usw., werden auch Photogrammetrie und Fernerkundungstechniken angewendet. Die Ergebnisse werden für die Dokumentation von Klimaänderungen und auch für die Erstellung von Klimamodellen genutzt. Mit Hilfe der Geoinformatik können hierfür aussagekräftige Darstellungen und Karten erstellt werden.

Arbeitgeber: Forschungsinstitute, Hochschulen.

Forensik

Unter dem Begriff Forensik werden die Arbeitsgebiete zusammengefasst, in denen systematisch kriminelle Handlungen identifiziert bzw. ausgeschlossen, sowie analysiert oder rekonstruiert werden. Außerdem werden im Bereich Rechtsmedizin versucht Todes- oder Unfallumstände zu rekonstruieren. Illustration der Ergebnisse der forensischen Rekonstruktion mittels graphischer Bilder und erklärendem Text ermöglicht es, die Analyseergebnisse Dritten anschaulicher und objektiver zu übermitteln als es ein Protokoll kann. Hinzu kommt die Möglichkeit, die Daten zu animieren und in Videoclips zu präsentieren.
In der Forensik wird neben der Photogrammetrie, Tachymetrie und GNSS (GPS) auch Laserscanning zur Dokumentation von Unfällen und Tatorten eingesetzt. Hinzu kommen die aus der Medizin bekannten Techniken Computertomographie und Kernspintomographie.

Arbeitgeber: Forensische Abteilung bei Polizeibehörden, Gutachterbüros.

Vermessung und Geoinformatik Studieren

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Veröffentlichungsdatum: 11. Juli 2022