Nour Alyounes und Mohammad Almehessen verbindet viel: Beide haben Syrien wegen des Bürgerkriegs 2015 verlassen und sich auf den Weg nach Deutschland gemacht, ihre Familien zurückgelassen. Sechs Jahre später sind sie am Ziel: Beide haben an der HFT Stuttgart ihren Master-Abschluss gemacht und sind heute in erfolgreichen Positionen angestellt.

Diplom im Reisegepäck
Im Reisegepäck hatten Alyounes (heute 30) und Almehessen (29) die Bescheinigung über ein in Syrien absolviertes Bauingenieur-Studium, das sie mit dem Diplom abgeschlossen hatten. Ein Abschluss, der in Deutschland als Bachelor anerkannt wurde. Auf dieser Basis haben die beiden eine Hochschule gesucht, die ihnen weitere Ausbildungsmöglichkeiten bietet. So kamen sie an die HFT Stuttgart. „Als ich auf der Suche nach einer Hochschule war, wurde mir die HFT Stuttgart von vielen Bauingenieuren empfohlen“, antwortet Nour Alyounes auf die Frage, warum er sich für die HFT Stuttgart entschieden hat.

 

Interkulturelle Kompetenz, technische Fachtermini und Kontakte zu Firmen
Alyounes und Almehessen nahmen im Sommersemester 2016 an einem Vorbereitungskurs für geflüchtete Bauingenieure teil, der im Zuge des Projektes „Integra“, initiiert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, durchgeführt wurde. Ziel von „Integra“ war es, studierfähigen Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, an deutschen Hochschulen Fuß zu fassen und sich auf ein Studium vorzubereiten. An der HFT Stuttgart wurde dieser Kurs von Dr. Michael Geiger, Leiter des Akademischen Auslandsamts, geleitet. Drei Monate lang erhielten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, Firmen zu besuchen und an Vorlesungen teilzunehmen. Die Geflüchteten lernten viel über interkulturelle Kompetenz, deutsche Wissenschaftssprache, technischen Fachtermini und bekamen schnell Einblicke in die Praxis.

Das war auch der Grund, warum sich Mohammad Almehessen für die HFT Stuttgart entschieden hat: „Auf dem Vorbereitungskurs habe ich erfahren, dass besonders im Bereich Bauingenieurwesen die Praxis in der Hochschulausbildung einen hohen Stellenwert hat und dass ein Abschluss an der HFT Stuttgart von Firmen als sehr hochwertig angesehen wird.“ Er hat sich für den Master-Studiengang Konstruktiver Ingenieurbau entschieden. Vor allem die anwendungsorientierten Aspekte, wie der Entwurf, die Konstruktion und die Berechnung von unterschiedlichen Bauwerken des Hochbaus, hatten es ihm angetan. Es war vor allem dieser Praxisbezug, aber auch der enge Austausch zwischen den Lehrenden und den Studierenden, der ihm während des Studiums sehr viel gebracht habe, so Almehessen. Nour Alyounes wählte den Master-Studiengang Geotechnik/Tunnelbau für seine weitere Ausbildung. Zu dieser Entscheidung hat eine Besichtigung der Großbaustelle Stuttgart 21 im Zuge des Vorbereitungskurses geführt. „Ich fand es sehr beeindruckend, wie trotz schlechter Geologie solch komplexe Bauwerke unterirdisch ausgeführt werden können“, beschreibt er seine Motivation für diesen Studiengang.

Mit guten Studienabschlüssen beruflich erfolgreich
Beide haben ihr Master-Studium an der HFT Stuttgart außerordentlich erfolgreich absolviert. Sie bestätigen einhellig, dass sie im Anschluss an das Master-Studium nicht sehr lange nach einem Job suchen mussten. Mohammad Almehessen ist Bauleiter bei LEONHARD & WEISS GmbH & Co. KG., Nour Alyounes arbeitet als Bauingenieur in der Abteilung der Arbeitsvorbereitung in der Direktion Tunnelbau bei der Ed. Züblin AG. Er formuliert es so: „Ich lebe meinen Traum! Als Teil des Züblin-Teams wirke ich bei der Realisierung von Stuttgart 21 mit.“ Almehessen und Alyounes sind sich einig: „Die vielfältige Unterstützung, die wir während des Vorbereitungskurses und unsers Studiums an der HFT Stuttgart erfahren haben, hat ganz wesentlich zu unserem beruflichen Erfolg beigetragen. Shukran Gasielan!“

Veröffentlichungsdatum: 22. Februar 2021
Von Michaela Leipersberger-Linder (michaela.leipersberger-linder@hft-stuttgart.de)