Zum ersten Mal vergibt die Hochschule für Technik Stuttgart ein Promotionsstipendium. Ermöglicht durch die Robert-Breuning-Stiftung, wird Verena Loidl mit 50.000 Euro für ihre Dissertation zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Einfamilienhäusern gefördert. Betreut wird sie von Prof. Dr. Christina Simon-Philipp (HFT Stuttgart) und Prof. Dr. Hartmut Rosa (Uni Jena).
Innovatives Forschungsvorhaben zur Weiterentwicklung von Einfamilienhäusern
Das Promotionsvorhaben von Verena Loidl stellt ein brisantes Thema der modernen Wohnkultur in den Mittelpunkt: das Einfamilienhaus. Als ein prägendes Element in der deutschen Wohnkultur symbolisiert es den Traum vom „guten Leben“. Doch angesichts der aktuellen Klima- und Wohnungskrise steht diese Wohnform zunehmend in der Kritik. In vielen Regionen fehlt es an bezahlbarem Wohnraum, während gleichzeitig mehr als die Hälfte der Einfamilienhäuser nur von ein oder zwei Personen bewohnt wird. Loidl, die bereits ihren Master in Stadtplanung an der HFT Stuttgart abgeschlossen hat, geht in ihrer Forschung über die konventionellen Argumente wie den hohen Flächenverbrauch und die Klimawirkung hinaus und beleuchtet die Qualität der Beziehung zwischen Mensch und Raum. „Das Einfamilienhaus steht vor einem Dilemma: Es verkörpert den Traum vom guten Leben, doch gleichzeitig gerät es angesichts der aktuellen Krisen zunehmend unter Druck“, erklärt Verena Loidl. Anhand der Resonanztheorie untersucht sie, wie Räume so gestaltet werden können, dass Menschen eine positive und nachhaltige Beziehung zu ihrer Umgebung aufbauen können. In qualitativen Fallstudien wird untersucht, wie Empty-Nest-Bewohner:innen – Menschen, deren Kinder bereits ausgezogen sind – in ihren Einfamilienhäusern leben und welche räumlichen Merkmale deren Lebensqualität fördern oder hemmen.
Förderung von Lebensqualität und gesellschaftlicher Verantwortung
Mit den Ergebnissen dieser Studie sollen praxisorientierte Werkzeuge für Architektur- und Stadtplanung entwickelt werden. Ziel ist es, den bestehenden Bestand an Einfamilienhäusern so weiterzuentwickeln, dass er sowohl der Lebensqualität der Bewohner:innen als auch den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gerecht wird. Loidl knüpft dabei an das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Leben vor der Stadt“ (https://leben-vor-der-stadt.de) an, das sich ebenfalls mit der Frage beschäftigt, wie der urban-rurale Raum zukunftsfähig gestaltet werden kann.
Ende Dezember 2024 fand ein offizielles Kennenlernen zwischen der Stipendiatin Verena Loidl und Wolfgang Chur, Vorstand der Robert-Breuning-Stiftung, statt. Begleitet wurde das Treffen von Prof. Dr. Christina Simon-Philipp (1. Betreuerin des Promotionsvorhabens), dem Prorektor für Forschung und Digitalisierung, Prof. Dr. Volker Coors und der Graduiertenakademie der HFT Stuttgart.
Das Promotionsstipendium stellt nicht nur einen Meilenstein in der Geschichte der Hochschule für Technik Stuttgart dar, sondern ist auch ein bedeutender Beitrag zur Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung und Architektur. Mit der Unterstützung der Robert-Breuning-Stiftung wird Verena Loidl in den kommenden Jahren ein Projekt vorantreiben, das sowohl die Lebensqualität der Bewohner:innen als auch die gesellschaftlichen und ökologischen Anforderungen unserer Zeit berücksichtigen wird.
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Foto oben: Dr. Coors (Prorektor für Forschung und Digitalisierung), Wolfgang Chur (Vorstand der Robert-Breuning-Stiftung), Verena Loidl (Stipendiatin) und Prof. Dr. Christina Simon-Philipp (HFT Stuttgart/ v.l.n.r.).