Die Stellenangebote sind rar und auch Praktikumsplätze werden zunehmend gestrichen. Die aktuelle wirtschaftliche Situation und die Auswirkungen auf den Jobmarkt macht es Studierenden sowie Absolventinnen und Absolventen schwer, den passenden Praktikumsplatz zu finden oder den Einstieg ins Berufsleben erfolgreich zu meistern. Um aus der Not eine Tugend zu machen wurde an der Hochschule für Technik Stuttgart kurzerhand das Format „PLAN G – In acht Wochen zum Startup“ umgesetzt.
Von den Ergebnissen des Formats konnten sich Studierende, Beschäftigte, Professorinnen und Professoren sowie Interessierte am vergangenen Freitag überzeugen. Vor acht Wochen bei null gestartet, stellten sich die elf Teams beim virtuellen Abschlussevent ihre Geschäftsideen und erste Erfolge einer fachkundigen Jury vor. Von einer App zur automatisierten Vorhersage des Ausbaus der lokalen E-Infrastruktur, über einen digitalen Unterstützer zur psychischen Gefährdungsbeurteilung in Unternehmen bis zum mobilen 3D-Scansystem für die CAD-Konstruktion waren vielversprechende Geschäftsmodelle vertreten.
Ich bin sehr beeindruckt von der Kreativität und dem Enthusiasmus, den die Teams an den Tag gelegt haben und freue mich, dass manche in so kurzer Zeit sogar schon Pilotpartner gewinnen konnten. Dieser Mut und Gestaltungswille der Gründerinnen und Gründer kann uns als Inspiration für die Hochschule und unsere Gesellschaft dienen.
Um sicherzustellen, dass die Teams mit ihren Ideen relevante Probleme lösen, wurde von Beginn an mit Partnern aus Wirtschaft und öffentlicher Hand kooperiert. Die Unternehmen und Kommunen haben Herausforderungen aus ihrer Praxis formuliert, die dann von den Teams aufgegriffen wurden und als Ausgangspunkt ihrer Geschäftsidee dienten. Eines der beteiligten Unternehmen ist DEKRA DIGITAL. Der Innovationsbereich von DEKRA fokussiert sich unter anderem auf digitale Services rund um das Thema Sicherheit und hat zwei Herausforderungen aus dem Bereich Wasserstoff und E-Ladeinfrastruktur in das 8-Wochen-Programm eingebracht. Für das Unternehmen ergeben sich daraus mehrere Vorteile, wie Moritz Gräter, Head of Innovation & Digitalization bei DEKRA DIGITAL, erklärt: „Für uns ist das eine tolle Möglichkeit, mit jungen Talenten zusammenzuarbeiten und neue Lösungsansätze für unsere Arbeit zu bekommen. Im besten Fall entstehen aus den Teams echte Startups, mit denen wir als Unternehmen kooperieren können.“
Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen oder Kommunen erhalten die Teams zusätzlich Zugang zu Expertinnen und Experten und betroffenen Kundengruppen. Dadurch entsteht eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. „Jedes Team erhält einen fixen Mentor, welcher in jeder Phase für Feedback und Coachings zur Verfügung steht. Besonders erfreulich ist, dass wir bei jeder wöchentlichen Session erfolgreiche Gründerinnen und Gründer aus der Region ins Programm integrieren konnten. Die kurzen Impulse dienen als zusätzliche Motivation und Inspiration für die Teams und geben einen authentischen Vorgeschmack auf den realen Startup-Alltag.“ erläutert Startup-Coach Matthias Schöttler, der das Programm maßgeblich auf die Beine gestellt hat.
Das 8-Wochen-Programm ist eine Initiative von PLAN G, dem neuen Projekt zur Gründungsförderung an der HFT Stuttgart. Gefördert wird es mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) über die Förderlinie „EXIST-Potentiale“. Das ambitionierte Projekt strebt an, in den nächsten Jahren viele erfolgreiche Gründerinnen und Gründer aus der Hochschule hervorzubringen. Der thematische Fokus der Gründungsvorhaben wird dabei vor allem auf dem Bereich „Stadt der Zukunft“ liegen. Das Thema „Stadt der Zukunft“ ist in den Forschungsprojekten und Studiengängen der HFT Stuttgart bereits prägnant vertreten. Als ehemalige Bauhochschule im Herzen der Landeshauptstadt Stuttgart sind Studiengänge wie Architektur, Bauingenieurwesen und Bauphysik traditionell verankert und werden durch Studienbereiche wie Informatik, Mathematik, Wirtschaft und Vermessung ergänzt.
Unser Ziel ist es, das unternehmerische Potenzial zu heben, in dem wir interdisziplinäre Angebote schaffen und so Studierende aus den einzelnen Studienbereichen und mit unterschiedlichen Fähigkeiten in Teams zusammenbringen. Dadurch wollen wir Gründungen ermöglichen, die Städte lebenswert machen.
Am Freitag, den 18. Dezember fanden nach acht arbeitsintensiven Wochen die Start-up Pitches an der HFT Stuttgart in digitaler Form statt. Die Teams hatten jeweils drei Minuten Zeit, Ihr Projekt zu präsentieren. Im Anschluss stellen sie sich den Fragen einer hochkarätig besetzten Jury. Die folgenden Teams durften sich über eine Prämierung freuen und entschieden die Start-up Pitches als Gewinner für sich.
Bei PrintToScan geht es um ein neues Messverfahren für 3D-Scan von Objekten, um damit CAD-Konstruktion zu vereinfachen. Die Teammitglieder Marcel Grießhaber, Robin Härtl, Adrian Schäffler und Hannes Plott kommen aus den Studiengängen Vermessung und Photogrammetry and Geoinformatics.
Das Gewinnerteam kommt direkt ins Finale von Startup BW ASAP und darf dort vor einem großen Publikum pitchen.
Das Projekt lawable hat das Ziel, Personen mit Migrationshintergrund und Sprachbarrieren den Einstieg ins Unternehmertum zu erleichern. Realisiert werden soll das mithilfe einer multilingualen, interaktiven Plattform, indem sie branchenspezifische Informationen in unterschiedlicher Darstellung bereitstellen.
Das Team, das en Publikumspreis erhalten hat, besteht aus Luca Stanzl und Ahmet Deniz. Sie studieren Infrastrukturmanagement und Lehramt.
Für den größten Fortschritt innerhalb der kurzen Zeit von nur acht Wochen zeichneten die Mentoren das Projekt True You aus. Die Gründerin Miriam Glassner aus dem Studiengang Betreibswirtschaftslehre möchte Athleten helfen ihre sportliche Karriere für sich persönlich erfolgreicher zu gestalten, indem sie wissen wer sie wirklich sind, was sie einzigartig macht und wie sie dies nach außen kommunizieren können.
Im nächsten Jahr soll es für die Teams und das Projekt erfolgreich weitergehen. Rund um das 8-Wochen-Programm werden weitere Angebote für Gründungsinteressierte entstehen. Parallel werden die Kooperationen mit Unternehmen und Kommunen weiter ausgebaut, um gemeinsam aus der Krise gestärkt und mit neuer Innovationskraft hervorzugehen.