Die globale Klimakrise verlangt nach Lösungen – doch wie verlaufen internationale Verhandlungen hinter den Kulissen? Am Tag der Semesteröffnung geht die Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) in diesem Jahr neue Wege: Beim interaktiven Klimaplanspiel am 10. März 2025 schlüpfen Studierende aus sechs Bachelorstudiengängen in die Rollen von Regierungsdelegationen und Klimaaktivist:innen, um über die Klimapolitik der kommenden Jahrzehnte zu entscheiden.

Vertreten sind die großen Akteure der internationalen Klimapolitik: Die Studierenden repräsentieren, in Gruppen eingeteilt, sechs Weltregionen – USA, Europäische Union, China, Indien, andere Industrieländer und Entwicklungsländer. Ergänzt wird das Spiel durch eine Gruppe von Klimaaktivist:innen, die sich kritisch mit den politischen Strategien auseinandersetzen und für ambitionierte Maßnahmen kämpfen.

Die Studierenden werden nach Studiengängen spezifischen Weltregionen zugeordnet:

 

 

Planspiel mit realer Dringlichkeit und hohem Lerneffekt
Die Teilnehmenden analysieren zunächst die klimatische Situation ihrer Region, diskutieren wirtschaftliche und politische Interessen und erarbeiten eine gemeinsame Strategie. Die zentralen Fragen des Planspiels: Wie schnell können Emissionen reduziert werden? Welche Regionen müssen welche Verantwortung übernehmen? Wie kann eine gerechte Klimafinanzierung aussehen? Anschließend präsentieren drei gewählte Vertreter:innen der jeweiligen Gruppen ihre Positionen in einer simulierten UN-Vollversammlung.

Besonders spannend: Klimaaktivist:innen können aktiv in die Verhandlungen eingreifen, Forderungen stellen und versuchen, Unterstützer:innen zu gewinnen. Sie stellen die Politik der Ländergruppen kritisch infrage und kämpfen für ambitioniertere Maßnahmen. Rund 175 Studierende werden an diesem Projekt teilnehmen.

Das Planspiel soll veranschaulichen, warum Klimapolitik so schwierig ist und wie unterschiedliche Interessen miteinander ringen. Die Erstsemesterstudierenden erfahren aus erster Hand, wie sich nationale Eigeninteressen mit globaler Verantwortung verbinden lassen – oder eben nicht.

Prof. Dr. Katja Rade

Die Idee zu diesem Klimaplanspiel entstand aus unserer Hochschulstrategie und dem Wunsch, unsere profilgebenden Zusätze – klimakompetent – resilient – vernetzt – für unsere Studierenden greifbar und erlebbar zu gestalten. Es ist uns ein Anliegen, unsere Studierenden für die weltweiten Herausforderungen der Klimapolitik zu sensibilisieren und ihnen Lösungsmöglichkeiten in der Welt und an unserer Hochschule aufzeigen. Sie erleben hautnah, wie unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, welche Kompromisse notwendig sind und wie nachhaltige Entscheidungen getroffen werden können. Durchgeführt wird das Klimaplanspiel mit der simulationsbasierten World Climate Simulation*. Im Vergleich zum reinen „Zeigen“ von Forschungsergebnissen steigt die Motivation zur Bekämpfung der globalen Erwärmung, wenn Teilnehmende ihre eigenen Ansichten äußern, eigene Vorschläge ergründen und so auf ganz persönliche Weise lernen. Gerade für unsere Erstsemester ist dies eine hervorragende Basis, um wissenschaftliches Arbeiten, kritisches Denken und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu üben – Fähigkeiten, die maßgeblich zu einem erfolgreichen Studium beitragen.

 

Klimaverhandlungen hautnah: Kompromisse finden, Zukunft gestalten!
Im zweiten Teil der Veranstaltung geht es in den einzelnen Gruppen darum, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln: Wann soll der Emissionshöchststand erreicht sein? Wie schnell können Reduktionen umgesetzt werden? Welche Verpflichtungen zur Aufforstung oder Klimafinanzierung sind realistisch?

Ein weiterer Höhepunkt ist die anschließende Live-Präsentation der Verhandlungsergebnisse in einer weiteren UN-Vollversammlung. Jede Ländergruppe stellt ihre Klimastrategie vor, die Aktivist:innen präsentieren ihre Forderungen – und dann wird diskutiert. Wer kann wen überzeugen? Welche Zugeständnisse sind möglich? Und wie nah kommt die Simulation an die realen Klimaverhandlungen heran? 

Am Ende des Tages haben sich die Studierenden zum Beginn ihres Studiums nicht nur mit den wichtigsten Klimastrategien und -zielen befasst, sondern auch ihre Hochschule und ihre Kommiliton:innen intensiv kennengelernt. Dieses Ziel wurde garantiert erreicht.

Veröffentlichungsdatum: 11. März 2025
Von Michaela Leipersberger-Linder (michaela.leipersberger-linder@hft-stuttgart.de)