Wie lässt sich unser Gehirn von optischen Illusionen austricksen und welche Geheimnisse verbergen sich hinter dem Thema Mechanik? Kurz vor Weihnachten verwandelte sich unsere Aula in einen Hörsaal für Kinder. Die Weihnachtsvorlesung „Mechanik und optische Täuschung“ des Studiengangs Bauphysik begeisterte mit spannenden Experimenten, anschaulichen Erklärungen und jeder Menge Spaß.
Fröhliches Kinderlachen, aufgeregtes Getuschel und erwartungsvolle Gesichter: Am 14. Dezember fand die Weihnachts-Kindervorlesung an der HFT Stuttgart statt. Sobald das Licht in der Aula ausging und Prof. Andreas Beck das Mikrofon ergriff, wurde es mucksmäuschenstill … auch in den Reihen der Eltern.
Das diesjährige Motto „Mechanik und optische Täuschung“ vom Studiengang Bauphysik sorgte bereits bei den Aufwärmübungen für staunende Augen. Wenn der Begriff "rot" in grüner Schrift geschrieben steht und die Farbe vorgelesen werden soll, bewirkt das in unserem Gehirn Chaos – und viel lustige Aufregung im Publikum. Was für so manchen Studierenden zu einem anstrengenden Lehrplan gehört, sorgte bei den Kindern für Aha-Momente und jede Menge Spaß.
Weiter ging es mit Kontrasten, die unser Gehirn austricksen, wie z. B. Gitternetze mit schwarzen Punkten oder sich drehende Kreise. Aber halt, es gibt gar keine schwarzen Punkte auf dem Netz und auch keine sich bewegenden Kreise – das passiert alles nur in unseren Köpfen. Was die Augen sehen, übersetzt das Gehirn. Und das lässt sich ein ums andere Mal ganz schön täuschen!
Doch nicht nur für die Kinder hatte das Team der Bauphysiker rund um die Professoren Andreas Beck und Berndt Zeitler eine Aufgabe. Die Frage “Fallen schwere Körper schneller als leichte?” an die Eltern wurde mit verschiedenen Experimenten beantwortet. Die Eltern lagen mit ihrem “nein” falsch – und die Kinder bekamen während der Vorlesung jede Menge Ideen für Versuche, die auch Zuhause aufgebaut werden können. So zeigt beispielsweise ein Föhn spielerisch, wie Strömungsmechanik funktioniert – mit einem tanzenden Tischtennisball. Und ein selbstgebauter Plattenspieler lässt auf geheimnisvolle Weise Schall erklingen.
Ein Experiment mit Stärke, Wasser und Lebensmittelfarbe stellte die jungen Zuhörer:innen ebenfalls erst einmal vor ein großes Rätsel. Wieso ist die Masse fest, wenn Student Yannik mit einem Hammer auf die blaue Substanz klopft … und flüssig, wenn er mit der Hand durch den Behälter wischt? Kann eine Masse fest und flüssig zugleich sein? Das ist doch unmöglich! Nein, ist es nicht! Denn die Bewegung des Hammers erzeugt Schallwellen. Diese erzeugen Druck auf die Materie, dadurch wird die Flüssigkeit vertrieben. Die Masse ist in diesem einen Moment steinhart. Fährt man aber langsam mit der Hand durch den Behälter, ist sie aufgrund fehlender Schallwellen flüssig. Wer hätte das gedacht?
Kurz vor Ende der Vorlesung hatten die Bauphysiker noch eine weitere große Überraschung parat: Mit einer Blechwanne und Spiritus erzeugten sie einen Feuertornado. Durch Rotation des darüber gestülpten Kamins und der Zugabe von Sauerstoff wurde die Flamme dirigiert, höher und höher – und wenn es nach dem jungen Publikum gegangen wäre, am liebsten bis zur Decke der Aula. So hoch ging es dieses Mal dann doch nicht hinauf, denn schließlich müssen alle Experimente sicher vonstatten gehen. Mit einem donnernden Applaus bedankten sich die großen und kleinen Gäste für eine Vorlesung voller Überraschungen. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass Bauphysik ganz schön cool ist. Das schönste Lob kam bei der Verabschiedung: “Hoffentlich dürfen wir nächstes Jahr wiederkommen”, so der Tenor. Von uns aus sehr gerne!