Die Nationalbank von Ruanda hat bei der Neuauflage ihrer Geldscheine im September 2024 ein besonderes Motiv für die 5000-Francs-Banknote gewählt: das ikonische Dach des Kigali Convention Centres. Dieses Bauwerk wurde von Professor Roland Dieterle, Architekt und langjähriger Professor an der HFT Stuttgart, entworfen. Das ist eine große Auszeichnung, auch, weil es sehr selten vorkommt, dass Gebäude von Architekt:innen zu deren Lebzeiten auf Banknoten abgedruckt werden.

Roland Dieterle war von 1998 bis 2021 Professor an der Fakultät für Architektur und Gestaltung der HFT Stuttgart. In dieser Zeit gründete und entwickelte er die internationalen Master-Studiengänge International Project Management und Smart City Solutions. Für sein visionäres Engagement wurde er im Januar 2024 zum Senior Professor ernannt.

Neben seiner Hochschultätigkeit ist Dieterle Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Spacial Solutions GmbH in München. Die Firma war maßgeblich an der Planung und Realisierung des Kigali Convention Centres beteiligt. Das markante Dach des Gebäudes ist ein Symbol für Fortschritt und kulturelle Identität und wird durch seine Abbildung auf der neuen Banknote zu einem Teil des täglichen Lebens in Ruanda. 

Nachhaltig, ikonisch und multifunktional: Das Kigali Convention Centre als Symbol für Innovation

Das Kigali Convention Centre steht für Ruandas wirtschaftlichen Aufbruch und seine konsequente Fokussierung auf den Dienstleistungssektor. Im Rahmen der Entwicklungsstrategie „Vision 2020“ wurde es als Schlüsselprojekt umgesetzt, um Konferenzen, Messen und andere internationale Veranstaltungen ins Land zu holen.

Die multifunktionale Anlage umfasst ein Konferenzzentrum, ein 5-Sterne-Hotel mit 300 Zimmern sowie Infrastruktur für Energie, Wasser/Abwasser und Verkehr. Besonders beeindruckend ist die ikonische Kuppelkonstruktion des Hauptgebäudes, die an traditionelle Rundbauten Ruandas erinnert und modern interpretiert wurde. Mit ihrer farblich anpassbaren Beleuchtung prägt sie das Stadtbild Kigalis und ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen.

Die Planung war eine außergewöhnliche Herausforderung, da es keine klaren Vorgaben gab. Professor Dieterle und sein Team entwickelten das gesamte Bauprogramm in enger Abstimmung mit den Auftraggebern und setzten auf internationale Expertise. Insgesamt arbeiteten 20 europäische Büros, beauftragt und geführt von Spacial Solutions, an der Umsetzung, darunter Stuttgarter Partner wie Jangled Nerves, die ein integriertes Museum und einen Imagefilm planten, sowie die knippershelbig GmbH, die für die Tragwerksplanung verantwortlich war.

„Do it the African Way“

Nachhaltigkeit spielte bei der Planung des Kigali Convention Centres eine zentrale Rolle: Regenwasser wird gesammelt, WC-Anlagen nutzen Grauwasser, und Blockheizkessel sorgen für eine energieeffiziente Kühlung. Zudem wurde eine lokale Steinmanufaktur gegründet, um Granit und Marmor aus Ruanda zu verwenden und die regionale Wertschöpfung zu stärken.

Die Realisierung stellte hohe Anforderungen an alle Beteiligten, insbesondere durch die logistischen Herausforderungen beim Import von Baumaterialien und die Zusammenarbeit mit chinesischen Baufirmen. Die Vision einer „German Quality“ wurde dennoch umgesetzt – dank mehr als zehn Jahren intensiver Arbeit und der Gründung einer lokalen Bauüberwachungsfirma.

Senior-Professor Roland Dieterle

Die Realisierung dieses Vorhabens zeigt eindrucksvoll, dass mit Engagement, Mut und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, Außergewöhnliches entstehen kann. Dies ist ein wichtiges Signal, denn die Zukunft der urbanen und wirtschaftlichen Entwicklung wird maßgeblich auch in Afrika gestaltet – einer Region, deren Bevölkerungswachstum allein wöchentlich der Einwohnerzahl des Großraums Stuttgart entspricht.“

Seit der Einweihung im Juli 2016 hat das Kigali Convention Centre seine Wirkung voll entfaltet: Es ist ein bedeutender Ort für internationale Konferenzen und ein Motor für Tourismus, Wirtschaft und Investitionen – ein Aushängeschild für Ruanda und die gesamte Region.

Veröffentlichungsdatum: 09. Dezember 2024
Von Michaela Leipersberger-Linder (michaela.leipersberger-linder@hft-stuttgart.de)