08.04.2020, von Ursula Müller
Die Frage, wie wir die gegenwärtige Corona-Pandemie möglichst gut durch die Nutzung modernster Technologien sozial und wirtschaftlich abfedern können, beschäftigt derzeit die ganze Welt. Auch die HFT Stuttgart entwickelte in den letzten Wochen schnellstmöglich neue Lösungen, sowohl im Bereich der Lehre, aber auch bei der internen Verwaltung. Verschiedenste Akteure in den zentralen Bereichen und den Fakultäten haben sich sehr engagiert, um neue kontaktlose Prozesse zu entwickeln und aufbauend auf der vorhandenen IT-Infrastruktur, die Umstellung zu ermöglichen.
In der Fakultät für Bauingenieurwesen, Bauphysik und Wirtschaft (Fakultät B) mit sechs Bachelor- und neun Masterstudiengängen begannen, wie auch in der gesamten Hochschule, mit Bekanntwerden der Verschiebung der Präsenzvorlesungen Überlegungen, wie diese vier Wochen bis nach Ostern – aber auch der Zeitraum danach – sinnvoll gestaltet werden kann. Egal für welche Fachgruppe - ob Bauingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen, Infrastrukturmanagement, Bauphysik, Betriebswirtschaft oder Wirtschaftspsychologie: alle Lehrenden standen und stehen unter hohem Zeitdruck vor der Herausforderung, die Inhalte ihrer Veranstaltungen neu aufzubereiten und auf ein Online-Konzept umzustellen.
Gedanken und Anregungen wurden ausgetauscht, viele Telefonate und Videokonferenzen geführt. Bestehende Ideen, hinsichtlich „inverted classrooms“ werden jetzt weiter ausgebaut. Verschiedene Tools für Video-Konferenzen werden ausprobiert und ersten Stress-Tests mit Kleingruppen als auch großen Studierendengruppen unterzogen. Dabei wird vereinfacht zwischen Tools für die synchrone Echtzeit-Lehre (z.B. GoToMeeting, Zoom…) und Tools für die asynchrone Lehre (z. B. Camtasia zum Aufnehmen und Schneiden von Lehrvideos) unterschieden. Gefragt sind Kreativität und Umsetzungsstärke, aber auch „Hemdsärmlichkeit“ und Pragmatismus.
Sehr positiv war das Feedback der Studierenden: Sie freuten sich in den vergangenen Wochen, dass sie engmaschig informiert wurden und bereits mit nur einer Woche Verzug zum ursprünglich geplanten Vorlesungsbeginn seit 23.03. digital einen weitgehenden Lehr- und Lernbetrieb angeboten bekamen.
Während die höheren Semester recht schnell mit den neuen Lehrbedingungen zurechtkamen, ist dies für die Erstsemester nicht so einfach. Sie haben den Großteil ihrer Professorinnen und Professoren noch nie in Präsenzvorlesungen getroffen – doch die Lehrenden sind hochmotiviert, diesen Nachteil zu kompensieren. Glücklicherweise konnte ein Großteil unserer Erstsemester noch weitgehend regulär die Vorbereitungswoche durchlaufen. Hier wurden – wie jedes Semester - die ersten Kontakte geknüpft und WhatsApp-Gruppen erstellt – richtige Freundschaften werden wohl erst im längeren, persönlichen Kontakt entstehen.
Zur Umstellung der Lehrveranstaltungen auf den Online-Betrieb lässt sich derzeit für die Fakultät B feststellen, dass in den Bachelor-Studiengängen in vielen Fachbereichen etwa 75 % online gelehrt werden kann, in den meisten Master-Studiengängen liegt der Anteil deutlich höher. Es bleibt aber in vielen Studiengängen ein kleinerer Anteil, der nicht gleichwertig oder gar nicht im Online-Betrieb zu vermitteln ist. Dies betriff zum Beispiel Module mit Labor- und Feldübungen.
Was aber kann die Fakultät Bauingenieurwesen, Bauphysik und Wirtschaft aus dieser Krisenbewältigung lernen? Im Nachgang wird es darum gehen, die neuen Lösungen und den erfolgten Wandel dieses Digitalisierungsschubs zu bewerten. Viele positive Effekte sind sicherlich im Miteinander der Lehrenden, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer Studierenden begründet, denn diese arbeiten trotz „physical distancing“ sehr gut zusammen und beschreiten neue, vielleicht auch richtungsweisende Wege.