Große Ideen liegen manchmal im scheinbar Kleinen verborgen. So auch bei der Stromerzeugung – genauer der Windkraft. Dass es nicht immer große Windkraftanlagen sein müssen, sondern Strom vor der Haustür oder auf dem Dach erzeugt werden kann, das erforscht „Windy Cities“ – ein gemeinsames Promotionskolleg der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT Stuttgart), der Universität Stuttgart und Hochschule Esslingen.
Jüngst hob Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Windy Cities im Rahmen der Jubiläumsfeier 50 Jahre Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) Baden-Württemberg hervor. Er sprach untern anderem vom „Vertrauen in die Wissenschaft“ und davon, dass Initiativen, wie eben Windy Cities, Wissen nicht nur generierten, sondern auch anwendbar machten.
Statt großer Windparks kleine Windradsysteme
Sie sind mit 200 Metern so hoch wie der Stuttgarter Fernsehturm und produzieren Energie für Millionen Haushalte und die Industrie. Die Rede ist von den über 29.000 Windkraftanlagen hierzulande (Stand 2020). Deren Stromproduktion spielt im Zuge der angestrebten Energiewende eine entscheidende Rolle. So kommt das Statistische Bundesamtes (Destatis) zu dem Ergebnis, dass der Anteil der eingespeisten Strommenge durch Windkraft im 1. Halbjahr 2020 bei 29 Prozent lag und mit rund 13 Prozent den höchsten Anstieg der hiesigen Stromerzeugung verzeichnete.
Ein Haken bei großen, dezentralen Windparks: Der in diesen Windkraftanlagen erzeugte Strom muss vielfach über lange Stromleitungstrassen transportiert und verteilt werden. Nicht immer effizient – auch aufgrund einer teils nicht ausreichenden Infrastruktur und aus Kostengründen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was wäre, wenn die Windenergie direkt vor Ort genutzt werden könnte? Das heißt, statt großer Windparks mit langen Stromleitungstrassen kleine, verteilte Windradsysteme in den Städten selbst einzusetzen und so einen Teil der Energieversorgung abzudecken.
Dezentrale Stromerzeugung in urbanen Räumen
Mit dieser Idee beschäftigt sich das Promotionskolleg „Windy Cities“. Es untersucht den wirtschaftlichen Einsatz von Kleinwindanlagen zur lokalen, dezentralen Stromerzeugung in urbanen Räumen. In Windy Cities werden 12 Projekte bearbeitet, die sich thematisch ergänzen und untereinander vernetzt sind.
Der interdisziplinäre Ansatz umfasst hierbei Projekte zur Simulation und Visualisierung, zur Entwicklung neuer Energiespeichertechnologien, Test von Prototypen in Windanlagen bis hin zu einem intelligenten Lastmanagement.
In diesem Zusammenhang verwies Ministerpräsident Kretschmann anlässlich der HAW-Rede unter anderem auf den Forschergeist und die Kreativität an den HAWs und damit auch an der HFT Stuttgart. Für die Initiatoren des Promotionskollegs, Prof. Dr. Volker Coors und Prof. Dr. Bernd Plietker, vormals Universität Stuttgart, jetzt TU Dresden, ist die Nennung der Initiative durch Kretschmann ein Beweis für die erfolgreiche Arbeit von Windy Cities.
Weitere Informationen unter: http://windycities.de