Tag der Forschung zum Metaversum stieß auf große Resonanz

Die HFT Stuttgart und das Institut für Angewandte Forschung begrüßten über 100 Teilnehmende aus Wirtschaft und Wissenschaft und ehrten die Verdienste von Forschenden

Der Tag der Forschung zum Thema Metaversum und VR/AR bot spannende Einblicke in Chancen und Herausforderungen für die Arbeitswelt und Bildung der Zukunft. Über 100 Teilnehmende aus Forschung, Wirtschaft und Bildung erhielten Impulse zu den Entwicklungen im Metaversum in einer Podiumsdiskussion, in Workshops und beim Austausch mit forschendenden Professor:innen und Mitarbeitenden der HFT Stuttgart. Erstmals wurde eine HFT-Ceremony gefeiert, in der Forschende für ihre Verdienste geehrt wurden.

Die Rektorin der HFT Stuttgart Prof. Dr. Katja Rade und der Prorektor Forschung und Digitalisierung Prof. Dr. Volker Coors (im Foto oben links) begrüßten das Publikum und stellten die HFT Stuttgart als Gesamtes und speziell den Bereich Forschung vor. Im Anschluss gaben zwei Keynote-Speaker Einblicke in das transformative Potenzial des Metaversums, von dem sich die Wirtschaft enormes Wachstum verspricht. Prof. Dr. Dieter Uckelmann (unten rechts), wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Forschung (IAF) der HFT Stuttgart präsentierte in der ersten Keynote „Vom Internet der Dinge zum industriellen Metaversum“, wie das Internet der Dinge branchenspezifische Umsetzungen in Themenbereichen wie Industrie 4.0, Smart Building und Smart City ausgelöst hat. „Die daraus entstandenen digitalen Zwillinge sind die ideale Basis für die kommende Verknüpfung, Visualisierung und Steuerung in der virtuellen Welt – dem Metaversum. Die Hochschulen haben daher den Auftrag, entsprechende Studienangebote zu bieten und die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben“, so IAF-Direktor Uckelmann.

Die zweite Keynote von Prof. Dr. Christoph Runde (Foto unten links) vom Virtual Dimension Center (VDC) Fellbach beschäftigte sich mit dem Thema „Baden-Württemberg im Metaverse – Standortbestimmung und Perspektiven des CyberLÄNDs: Was wir von Finnland, Dubai und Südkorea lernen können.“ Er sah enormes Potenzial für Deutschland im Metaverse: „Wir beherrschen alle notwendigen Technologien und bringen großartiges Domänenwissen aus den Anwendungsfeldern – etwa Industrie, Medizin, Bauwesen – mit. Aber Deutschland gehört aktuell international nicht zu den Vorreitern. Das müssen wir dringend ändern“, forderte der VDC-Geschäftsführer.

Die Pausen nutzten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher  zum Austausch und Netzwerken - klassisch schwäbisch bei Brezeln und Maultaschen. Am Infostand „how to prof“ der HFT Stuttgart, der Hochschule Esslingen, der Hochschule Nürtingen-Geislingen sowie der Hochschule der Medien konnten sich die Teilnehmenden über Karrierewege in der Wissenschaft informieren. Einige Interessierte nutzten die Möglichkeit um sich über eine HAW-Promotion sowie eine HAW-Professur beraten zu lassen und direkt vor Ort mit Promovierenden der Hochschulen zu sprechen.

Das Thema Metaverse wurde in einer Podiumsdiskussion und themenspezifischen Workshops teils kontrovers debattiert. Auf dem Podium diskutierten Prof. Dr. Dieter Uckelmann (IAF), der Prorektor Forschung und Digitalisierung Prof. Dr. Volker Coors,  Antje Kunze ( Senior Client Partner bei Unity Technologies), Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Patrick Müller (stellv. Leitung Kompetenzzentrum Innovationsakzeptanz und Transformation der HFT Stuttgart) sowie Prof. Dr. Sebastian Speiser (u.a. Studiendekan für Augmented Reality /Virtual Reality-Engineering an der HFT-Stuttgart). Per Videocall zugeschalten war der Architekt Dr. Philipp Reinfeld, der Studierenden das Entwerfen virtueller und erweiterter Realitäten vermittelt.

Antje Kunze hob hervor: „In den nächsten fünf Jahren dreht sich alles um das Metaversum. Der Einsatz von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) ist in unserem Alltag angekommen. Digitale Zwillinge haben branchenübergreifend an Bedeutung gewonnen und erhalten nun endlich die wohlverdiente Aufmerksamkeit.“ Kunze ist Vorstandsvorsitzende des Arbeitskreises "Metaverse Forum" bei Bitkom und Chapter President für Deutschland der globalen AR/VR Association.

 

Ob sich eine Technologie letztlich durchsetzt, hängt entscheidend davon ab, ob sie von den Menschen angenommen wird. Die Perspektive der Akzeptanzforschung übernahm Prof. Dr. Patrick Müller: "Wenn wir wollen, dass VR und AR von den Nutzer im Alltag akzeptiert werden, sollten wir nicht nur darüber nachdenken, was technisch möglich und eindrucksvoll ist, sondern wo wir einen echten Mehrwert für die Nutzer schaffen können.“ Mit seinem Kollegen, Prof. Dr. Thomas Bäumer, Professor für Konsumentenforschung, leitete er zudem den Workshop "VR in der Technologieakzeptanz am Beispiel innovativer Mobilitätskonzepte." Bäumer: „Menschen können am besten Dinge bewerten, die sie persönlich erlebt haben. Virtual Reality (VR) ist daher so interessant, weil es ermöglicht, stadtplanerische Ideen für Bürger begreifbar zu machen."

Wie sich Bürgerinnen und Bürger in die Stadtplanung einbringen können, untersucht u.a. Prof. Dr. Volker Coors mit seiner Forschungsgruppe anhand von urbanen digitalen Zwillingen: „Urbane digitale Zwillinge erleichtern den städtischen Planungsprozess, weil sie die reale Stadt mittels Daten abbilden. Dies erleichtert auch Bürger, sich partizipativ zu beteiligen.“

VR/AR wird auch in der Ausbildung von Studierenden eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen. Der Arbeitsmarkt wird hochqualifizierte Fachkräfte benötigen, die in diesem Bereich ausgebildet werden, wie Prof. Dr. Gero Lückemeyer, Studiendekan in der Informatik, Augmented Reality/Virtual Reality Engineering, unterstrich. Er leitete den Workshop „Programmieren im Metaverse“: „Es wird immer wichtiger, VR/AR-Kompetenzen an Studierende zu vermitteln, weil die Technologie ähnlich zu KI viele Bereiche des Lebens durchdringen wird. Insbesondere steigt auch der Bedarf an qualifizierten Programmierern in dynamischen Bereichen wie AR/VR und dem Metaverse.“

"Welche Metaverse-Kompetenzen braucht die Arbeitswelt der Zukunft?“ war das Thema des Workshops von Dr. Daniela Claus, Mikael Bagratuni und Juan Sardi Barzallo. So sagte Dr. Daniela Claus,  Leiterin des Graduiertenakademie im Rahmen des FH-Personal-Projektes HIRE an der HFT Stuttgart: „Einen Kompetenzaufbau brauchen wir nicht nur für das technisch-digitale Verständnis der Technologien, sondern auch bei den sozial-persönlichen Kompetenzen, wie beispielsweise den Umgang mit Unsicherheiten, Adaptionsfähigkeit oder Mut, bisherige Gewohnheiten zu verlassen.“ Mikael Bagratuni, Akademischer Mitarbeiter und Doktorand ergänzte: „Das Metaverse bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, durch ausgefeilte, digitale Tools, sich allumfassend in eine virtuelle Arbeitswelt zu begeben, die sich real anfühlen sollte. Dabei sollten Interaktion, Kommunikation und Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen.“

„Der digitale Zwilling ist künftig aus der Montageplanung in Unternehmen nicht mehr wegzudenken, weil damit in kürzerer Entwicklungszeit vielfältige Produktvarianten realisiert und neue Montageinhalte integriert werden können“, so Prof. Dr. Nicola Wolpert, Professorin für Geometrie und industrielle Anwendungen an der HFT Stuttgart, die mit dem HFT-Doktorand Kai Simon Schleicher den Workshop „Digitaler Zwilling in der Montageplanung“ leitete. Im Workshops "Industrielles Metaversum: Die Basis für Fabriken der Zukunft und darüber hinaus" (Leitung Prof. Dr. Dieter Uckelmann, Antje Kunze) wurden die Potenziale des Metaversums für die Planung, Simulation und Steuerung von Produktionsanlagen diskutiert.

 

HFT-Ceremony - Ehrungen für Verdienste der Forschenden

Erstmalig fand eine HFT-Ceremony statt. Prorektor Prof. Dr. Volker Coors ehrte Wissenschaftler:innen für ihre erfolgreich abgeschlossenen Promotionen. Diese lieferten jeweils einen kurzen Pitch zu ihrem Thema: Dr. Keyu Bao („Modelling and Assessment of Biomass-PV Tradeoff within the Framework of the Food-Energy-Water Nexus“; Betreuer: Prof. Dr. Bastian Schröter), Dr. Henriette Knapp („RFID in complex production and logistics processes in the automotive industry“, Betreuer: Prof. Dr. Dieter Uckelmann), und Dr. Michele Franco Adesso („Automated validation of collisions in the digital mock-up process of complex technical products“: Betreuerin: Prof. Dr. Nicola Wolpert).

Die stellvertretende IAF-Direktorin Prof. Dr. Heidrun Bögner-Balz ehrte Forschende für die erste Einreichung eines Forschungsantrages: Prof. Dr. Alexander Beetz; Prof. Dr. Dan Bauer und Prof. Dr. Birol Fitik  „Wir vom Forschungs-Team des IAF wissen, wie viel Aufwand in einen Forschungsantrag und später in die Umsetzung eines Projekts fließt. Diese Eigenmotivation möchten wir anerkennen und fördern. Die Hochschule und das Institut für Angewandte Forschung sind stolz auf alle, die an der HFT Stuttgart forschen“, so Bögner-Balz.

Ein weiterer Preis wurde für die Publikation mit dem höchsten Ranking im Jahr 2023 verliehenan Muhammad Alfakhori (Erstautor) sowie die Co-Autoren Juan Sardi Barzallo und Prof. Dr. Volker Coors („Occlusion Handling for Mobile AR Applications in Indoor and Outdoor Scenarios").

Der Aufwand für eingereichte, aber abgelehnte Forschungsanträgen wurde in der letzten Preisrunde anerkannt. Dementsprechend wurden Lose in einer hübsch dekorierten Geschenkbox gezogen mit dem Wunsch, dass die jetzigen Verlierer beim nächsten Antrag zu den Gewinnern zu gehören mögen.

Science Kabarett und musikalischer Ausklang

Umrahmt wurde die Feier mit einem Science-Kabarett von Professor Timm Sigg, der bewies, dass Mathe und Humor wunderbar zusammenpassen und einer heiter-beschwingten musikalischen Einlage von Prof. Sigg am Klavier, Juan Sardi Barzallo (Saxophon) und Prof. Dr. Berndt Zeitler, der kurzerhand eine Tischleuchte zur Trommel umfunktionierte.

Ein besonderer Dank galt dem Moderations-Team Diana Kovaleva und Chris Veit und dem HFT-Orga-Team des Tags der Forschung: Dr. Daniela Claus, Dr. Beatriz Unger-Bimczok, Dr. Anja Ernst und Susanne Rytina. IAF-Direktor Uckelmann gab bei einem Wrap-Up  bereits einen Ausblick auf den Tag der Forschung 2025 mit dem Thema "Die Transformation der Stadt."

Weiterhin wurde die Veranstaltung von der Forschungspartnerschaft iCity unterstützt. Diese wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme "Starke Fachhochschulen - Impuls für die Region" (FH-Impuls) gefördert. Außerdem wurde die Veranstaltung unterstützt durch den "Verein Freunde der HFT Stuttgart e.V.".

                                                                                                                                                                                                             Text: HFT Stuttgart (Susanne Rytina) Fotos: HFT Stuttgart (Alfred Max)

 

Veröffentlichungsdatum: 24. Juni 2024