Stuttgart, Wien, Rotterdam und Wroclaw (Breslau) sind die Schauplätze einer Kollaboration der HFT Stuttgart und ihrer internationalen Partner im neuen Projekt DigiTwins4PEDs. Forschende untersuchen in Fallstudien, wie durch das digitale Tool des Urbanen Digitalen Zwillings (Urban Digital Twin) Bürger:innen in ihren Stadtquartieren die Energiewende zu "Positive Energy Districts" (PED) vorantreiben können.
Das übergeordnete Ziel von DigiTwins4PEDs besteht darin, die Transformation hin zu nachhaltigem und flexiblem Energieeinsatz sowie effizienten Energiesystemen in städtischen Quartieren zu befördern. So sieht der Strategic Energy Technology-Plan der EU vor, bis zum Jahr 2025 rund 100 europäische „Positive Energy Districts“ zu schaffen. Dies sind Quartiere, die durch nachhaltige Technologien mehr Energie produzieren als verbrauchen. Neben den technologischen Innovationen stellt sich insbesondere die Aufgabe der gesellschaftlichen Transformation, da die Energiewende auch von den Bürger:innen vorangetrieben und getragen werden muss. Die Projektleitung von DigiTwins4PEDs hat die HFT Stuttgart übernommen. Das deutsche Teilprojekt wird Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen der Partnerschaft "Driving Urban Transitions" gefördert.
Durch den Urbanen Digitalen Zwilling erhalten Bürgerinnen und Bürger Informationen, mit denen sie besser informierte Entscheidungen treffen können. Es handelt sich um eine Software-Anwendung, die 3D-Modelle der städtischen Umgebung anschaulich abbildet und wichtige Infrastruktur-Informationen liefert. Damit kann die Infrastruktur einer realen Stadt modelliert und analysiert werden sowie Energiewende-Szenarien simuliert werden. Ferner werden Energie-Leistungsüberwachungen, Nachhaltigkeitsbewertungen sowie Angaben zur Reduzierung von CO2-Emissionen ermöglicht. Flexibilisierungsstrategien können in den Stadtteilen ermittelt und visualisiert werden, etwa in Bezug auf Verfügbarkeit und Integration erneuerbarer Energien.
Als Fallstudie in Stuttgart dient das Nordbahnhofviertel mit seinem angrenzenden Rosensteinviertel, also Gebiete, die im Zuge von Stuttgart 21 geplant werden. Neben der infrastrukturellen und gesellschaftlichen Entwicklung ist es für das Nordbahnhofviertel wichtig, sich gemeinsam mit Stuttgart 21 und dem Rosensteinviertel energetisch zu entwickeln. Partnerin der HFT Stuttgart bei dieser Fallstudie ist die Stadt Stuttgart. Im Projekt werden zudem Bürgerinnen und Bürger eingebunden, u.a. vom Stadtteilzentrum, Jugendhaus, Schulen und gemeinnützigen Vereinen.
DigiTwins4PEDs ermittelt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Interessenvertretungen u.a. Hindernisse für die Energieflexibilität auf Stadtteilebene. Verschiedene Akteurinnen und Akteure arbeiten in einem so genannten Reallabor (Living Lab) zusammen und treiben gemeinsam Entwicklungen voran. Dabei geht es auch darum, voneinander zu lernen und Co-Creation-Prozesse durch die Zusammenarbeit von Forschenden, bürgerschaftlich Engagierten und Partnern aus den Kommunen anzustoßen.
Neben der Fallstudienregion Stuttgart werden die Ansätze auch in Wien, Rotterdam und Wroclaw (Breslau) getestet. Weitere Verbundpartner von DigiTwins4PEDs sind das Austrian Institute of Technology GmbH (AIT), die Stadt Wien, die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), die Technische Universität Delft (TU Delft), die Stadt Rotterdam, Infosolutions Sp. z o.o. sowie die Universität Wroclaw (Uniwersytet Przyrodniczy we Wroclawiu).
• Wie fördern Reallabore und UDT basierte Instrumente den Austausch von Informationen und die Entwicklung von Energielösungen durch die Gemeinschaft, um eine nachhaltige urbane Transformation zu unterstützen, die von der Zivilgesellschaft getragen wird?
• Wie kann eine datengestützte Methodik entwickelt werden, um städtische Typologien innerhalb bestehender Stadtteile zu identifizieren, die ein hohes Potenzial für die Umwandlung in Positive Energy Districts (PEDs) aufweisen?
• Wie können urbane Herausforderungen in verschiedenen Fallstudien zum Aufbau von Kapazitäten, zum Wissenstransfer und zur Identifizierung von Best Practices führen, um Projektergebnisse auf andere städtische Gebiete innerhalb der EU und auch weltweit zu übertragen und zu verbessern?