Im Rahmen eines interdisziplinären Lehrprojekts arbeiten Studierende aus der Architektur und dem Bauingenieurwesen zusammen, um gemeinsam Lösungen für den Innenhof der HFT und insbesondere den studentischen Block 4 zu entwerfen, die das Antlitz der HFT prägen werden und zudem sehr nachhaltig sind.

Der Block 4 hat eine lange Historie. Er wurde 1995 unter studentischer Planung und Mitwirkung errichtet. Im Jahr 2016 lobte das damalige Rektorat einen hochschulweiten Studierendenwettbewerb aus. Damals war ein zweistöckiges Gebäude avisiert, doch die Entwürfe konnten gestalterisch nicht ganz überzeugen.

Im Jahr 2022 nahm man im Rahmen des Projektes „HFT_Lab“ (unter Leitung von Prof. Dr. Elke Sohn) den Faden wieder auf. Ziel des Projektes ist es, den Campus der HFT noch lebenswerter zu gestalten. Dazu gehören eine Begrünung und eine ansprechende Außenmöblierung, die die Aufenthaltsqualität im Innenhof zwischen Bau 1 und Bau 3 verbessern.

Dazu bietet der gesamte Innenhof ein reichhaltiges Experimentierfeld für Studierende, die sich im innovativen Planen und nachhaltigen Bauen üben wollen. Es liegen bereits erste architektonische Entwürfe für die Neugestaltung des Innenhofs zwischen Bau 1 und Bau 3 vor.

Gemäß der aktuellen Planungsgrundlage für den neuen Block sollen hier Rahmen-, Wand- und Deckenelemente von einer Holzbaufirma vorgefertigt werden. Dabei spielen die Eckknoten an den Rahmen eine zentrale statische Rolle.

Wie aber erzeugt man eine biegesteife Eckverbindung? Hier kommt es nun auf die Studierenden des Bauingenieurwesens im aktuellen Holzbauprojekt an, die eine konstruktive und lösbare, biegesteife Eckverbindung entwerfen, bemessen und im Rahmen prototypischer Experimente auf ihre Festigkeit prüfen sollen. Die Aufgabe, so erläutert Prof. Dr. Heiner Hartmann, besteht darin, dass sie alternativ zum bislang vorliegenden Eckmodell (ihrer Kommiliton:innen aus der Architektur) eigene Modelle handwerklich anfertigen sollen. In der Abschlussveranstaltung des Projekts sollen die ausgebildeten Knoten in der neuen Universalprüfmaschine im Baustoff-Prüflabor auf ihre Biegefestigkeit geprüft werden.

Während des Projekt-Kick-Offs am 10. Oktober 2023 wurden die Projektgruppen so gebildet, dass in jeder Gruppe eine Person mit handwerklicher Ausbildung ist, die in den Modellwerkstätten der Fakultät A Holzbearbeitungsmaschinen bedienen. Auf diese Weise lernen die Studierenden, was nach Einschätzung von Frau Prof. Dr. Bögner-Balz im klassischen Bauingenieurstudium manchmal etwas kurz kommt, direkt Erfahrungen mit der Bearbeitung eines Baustoffes, hier dem Baustoff Holz, zu erlangen. 

Dieses interdisziplinäre Lehrprojekt ist nicht nur eine großartige Lernchance für die Studierenden und ein wichtiger Baustein für die Gestaltung des Innenhofs der HFT Stuttgart, sondern es ist auch erster Ausdruck des so genannten „Labornetzwerks Nachhaltige Baustoffe“, welches Frau Prof. Dr. Heidrun Bögner-Balz ins Leben gerufen hat.

Ziel des Labornetzwerks ist es, bestehende baubezogene Labore zusammen zu führen und zu vernetzen. Die Laborleiter:innen bzw. weitere Expert:innen wollen das Thema "nachhaltiges Bauen" gemeinschaftlich angehen. Somit wird an einer interdisziplinären Infrastruktur gearbeitet, die Kooperationsprojekte entstehen lässt und einen großen Mehrwert für das Forschungsgebiet zu nachhaltigen Baustoffen erreicht. All dies ist verankert im Struktur-und Entwicklungsplan 2027 zur Umsetzung einer klimakompetenten Hochschule.

Konkret konnte mit eigens bewilligten Geldern ein neues Prüfgerät für alternative Baustoffe angeschafft werden, welches nun erstmals von den Studierenden genutzt wird. Neben dem Material Holz beschäftigt man sich auch mit weiteren nachhaltigen Werkstoffen, wie z. B. Lehm, Hanf oder Membrane. Es werden sicherlich viele weitere (fakultätsübergreifende) Lehrprojekte, Abschlussarbeiten, Forschungs- und Industrieprojekte folgen.

Veröffentlichungsdatum: 02. November 2023
Von Ursula Müller (ursula.mueller@hft-stuttgart.de)